Zu
Deutsch heißt das „niederohmig“, also mit kleinem elektrischem
Widerstand – im Gegensatz zu den normalen Pickups, die einen hohen
Widerstand haben. Was hat es damit auf sich?
Diese Pickups sind untrennbar mit einer Serie von speziellen Gitarren von Gibson verbunden, die für die reine Tonstudio-Verwendung gedacht waren. Sie waren dafür konstruiert, dass sie nicht an einen normalen Gitarrenverstärker angeschlossen werden, sondern direkt an einen Mischpulteingang. Diese Eingänge waren in alten Zeiten nur für niederohmige Mikrofone (200 Ohm) ausgelegt.
Weil das mit den normalen hochohmigen Pickups überhaupt nicht ging, ließ Gibson einen völlig neuen Pickup-Typ entwickeln (wie es heißt, von der Fa. "Dirty Works", aus der später "EMG" entstand). Drumherum dann auch gleich ein paar eigens hierfür vorgesehene Gitarren. Die ersten beiden waren 1969 die "Les Paul Professional" (Hardware vernickelt) und die "Les Paul Personal" (Hardware vergoldet und mit einem Mikrofon am Schwanenhals plus eigenem Lautstärkeregler ausgestattet, ansonsten gleich), dazu kam ein passender Bass ("Les Paul Professional Bass") mit kurzer Mensur (76 cm). Die Korpusform war ähnlich wie die übliche, nur eine Idee breiter, die Farbe dunkelbraun (selten auch weiß). Die Elektrik dieser Instrumente war vollkommen revolutionär: zwei breite, ovale Pickups in schwarzen Kunststoffgehäusen, bei den beiden Gitarren nach Fender-Manier schräg gestellt, beim Bass gerade. Dazu erweiterte Klangregelmöglichkeiten: zusätzlich zu "Volume" und "Tone" ein Bassregler, ein Phasenumschalter und ein Drehschalter mit elf Stellungen, bezeichnet mit "Decade" (beim Bass nicht). Potis und Drehschalter waren von hinten her in den Korpus eingesetzt, die Kipp- und Schiebeschalter auf einer kleinen schwarzen Kunststoffplatte von vorn. Mit ähnlicher elektrischer Ausstattung (allerdings nur mit einem Pickup) gab es dann auch noch eine akustische Western-Gitarre mit Cutaway, genannt "Les Paul Jumbo".
Dazu passend gab es den Verstärker "Les Paul LP12" mit nieder- und hochohmigem Eingang. Damit man damit auch über normale Gitarrenverstärker spielen konnte, wurde ein kleiner Anpassungsübertrager mitgeliefert. Allerdings ist die Ausgangsspannung auch mit diesem deutlich geringer als bei einem normalem Humbucker. Das war Les Paul aber egal, er hat höchst selten Verstärker übersteuert, vielmehr spielte er fast nur superclean.
All diesen Instrumenten war kein großartiger Erfolg beschieden: Von der "Professional" wurden – laut Tom Wheeler's Buch "American Guitars" – 931 Stück gebaut, von der "Personal" 148, von der "Jumbo" nur ganze 49. So hat man 1971 verbesserte Versionen entwickelt: die "Les Paul Recording" und den "Les Paul Triumph Bass". Hier ist die gesamte Elektrik auf einer großen schwarzen Kunststoffplatte montiert und von vorn eingesetzt. Die Korpusse bestehen aus Mahagoni (wieder in der gleichen Größe wie die normalen Les Pauls), meist klar, seltener farbig lackiert. Der Übertrager zur Anpassung an normale Verstärker ist hier fest eingebaut und mit einem Schiebeschalter aktivierbar. Les Paul spielte verschiedene Exemplare dieser Gitarren, daneben auch ein Spezialmodell in weiß mit gerade ausgerichteten Pickups und zusätzlicher Tonband-Fernbedienung - sehr wahrscheinlich ein Einzelstück.
1977 wurde die Les Paul Recording etwas verändert: Die vier Potis kamen in eine gerade Linie, Tone- und Phasenschalter nach unten, der Pickup-Wahlschalter ganz weit weg gegenüber dem Cutaway wie bei den normalen Les Pauls. Der HI/LO-Schalter ist entfallen, dafür hat die Gitarre jetzt zwei Ausgangsbuchsen, die vordere ist hochohmig (über den Übertrager), die hintere niederohmig (direkt). Der Korpus bekam eine Ahorn-Decke wie bei den normalen Les Pauls. Die Strat-artige Abschrägung auf der Rückseite ist (leider!) nicht mehr da.
1973 folgten noch zwei halbakustische Modelle: Die "Les Paul Signature" und ein dazu passender Bass (jetzt mit langem Hals, Mensur 86 cm). Sie
sehen aus, als wäre die obere Hälfte einer ES335 mit der unteren Hälfte
einer Les Paul zusammengesetzt. Die meisten hatten eine goldfarbige
Decke, einige gab es auch in sunburst. Sie hatten zuerst die gleichen
ovalen Pickups, später rechteckige. Der Bass ist heute noch von
Epiphone (Fernost) zu haben als "Jack Casady Signature".
Mit vergoldeter Kappe hat Gibson die ovalen niederohmigen Pickups dann
auch in der ersten Version der "L5S" verwendet (ca. 1971 bis 1973). Der
Hals-Pickup steht hier schräg, der Steg-Pickup gerade. Die niedrige
Signalspannung wird mit einem eigenbauten Übertrager vor der
Ausgangsbuchse hochtransformiert. Die spätere, häufigere Version dieser
Gitarre hatte dann normale hochohmige Humbucker.