Versuchsserien mit Fahrsimulator
Aufwendige Forschung in dieser Richtung betreibt die Siemens VDO Automotive im kanadischen Windsor/Ontario. Dort hat man ausgiebig untersucht, wie verschiedene Geräusche auf den Autofahrer wirken – welche ihn z. B. einschläfern und welche sein Wohlbefinden erhöhen. Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Psychoakustik, eine relativ junge Wissenschaftsdisziplin, deren Erkenntnisse im Automobilbau zunehmend auf offene Ohren treffen.
Zur Beurteilung verschiedener Fahrgeräusche wurde eine größere Zahl von Juroren befragt. Um allen exakt die gleichen Bedingungen zu präsentieren, hat man bei realen Fahrten die Geräusche und Vibrationen des Fahrzeugs aufgenommen, dazu einen Videofilm von der Strecke – auf Straßen verschiedener Qualität, bei Tag und bei Nacht sowie bei trockenem Wetter und bei Regen. In einem Fahrsimulator (Bild 1) wurden diese Aufnahmen dann abgespielt, so dass die Juroren die Fahrt im Labor wie im echten Auto nacherleben konnten.
Mit einem elektronischen Geräuschformungssystem wurden die Aufnahmen dann gezielt verändert. Die so erzeugten verschiedene Geräuschtypen fanden bei den Juroren sehr unterschiedliche Bewertungen. Ein sehr niedriges Geräuschniveau kam dabei keineswegs immer am besten an. In vielen Situationen wollen die Fahrer ihren Motor durchaus hören. Nur bei Nacht- oder Regenfahrten, die besondere Konzentration erfordern, bevorzugt die Mehrheit Ruhe. Bei Überlandfahrten am Tage findet dagegen etwas mehr Geräusch größeren Gefallen. In der Stadt wird ein Motorgeräusch besonders gut beurteilt, wenn bestimmte Obertöne während Beschleunigungsphasen deutlich verstärkt werden. Ganz allgemein werden harmonisch zusammengesetzte Geräusche vorgezogen, dissonante dagegen eher abgelehnt.